Bernhard Kotowski, Atelierbeauftragter 1990–1993 zum Stand 2013: Die Situation Berlins war schon immer besonders – auch für die Künstler*innen in der Stadt: In den 30 Jahren zwischen 1960 und 1990 entstehen immer wieder innerstädtische Leerstände, die zum Freiraum werden, auch für die künstlerische Produk-tion. Nach dem Fall der Mauer jedoch steigen Mieten und Immobilienpreise in Berlin sprunghaft an. Ein Ateliernotstand ist die Folge. Damals setzt der berufsverband bildender künstler*innen (bbk berlin) die erste systematische Atelierförderung in Berlin – und in Deutschland überhaupt – durch. Resultate der von Künstler*innen getragenen Proteste zu Beginn der 90er Jahre waren: die Schaffung eines gemeinnützigen Atelierbüros, das Künstler*innen, Verwaltung und Politik in allen Infrastrukturangelegenheiten der künstlerischen Produktion berät und transparente und gerechte Vergabestrukturen für öffentlich geförderte Arbeitsräume aufbaut und betreut, sowie ein Anmietprogramm für Ateliers als Sofortprogramm, für das der Senat von Berlin seit Programmbeginn 1993 jährlich zwischen 1,1 bis 1,4 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Dieses Programm war für die rund 2.500 Künstler*innen, die seitdem Programmateliers nutzen konnten – aktuell sind es etwa 450 – Voraussetzung ihrer künstlerischen Arbeit. Es ist vor allem zugleich ein maßgeblicher Teil der nachhaltigen kulturellen Infrastruktur Berlins. Das Programm hat einen großen Anteil daran, dass Berlin eine Welthauptstadt der künstlerischen Produktion werden konnte. Zugleich hat sich seine Struktur als so flexibel erwiesen, dass sie unterschiedliche Entwicklungen der künstlerischen Arbeitsweisen und zugleich urbane Veränderungsprozesse aufnehmen konnte. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen, ihren Organisationen und der Politik hat sich bewährt.…